Ausstellung ÜBER/GRENZEN mit Dagmar Gester: Was bleibt im Fluchtgepäck
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ÜBER/GRENZEN – Ausstellungsreihe #6

#6 – WAS BLEIBT, Dagmar Gester (Berlin) – Fotografie

Eröffnung: Do. 27.4. 2017, 19:00 Uhr
Dauer der Ausstellung: Vom 28.4. 2017 – 14.5. 2017
Öffnungszeiten*: Do. – Sa. 18:00 – 22:00, So. 15:00 – 18:00
Künstlergespräch: So. 14.05.2017, 18:00 Uhr

Das Werk Was bleibt. Fluchtgepäck zeigt Objekte, die Flüchtende mit nach Deutschland gebracht haben. Es sind Objekte, die ihnen so wichtig waren, dass sie diese nicht zurück lassen wollten. Oder sie wurden auf dem Weg so wichtig, dass sie für sie eine existentielle Bedeutung erlangt haben.

Der für den Friedensnobelpreis nominierte zyprisch-türkische Psychoanalytiker Vadim Volkan nennt diese Dinge Verbindungsobjekte. Es sind Werkzeuge, die den Flüchtenden helfen, sich mit ihrer neuen Situation anzufreunden. Denn – so erklärt er – man kann nicht in ein anderes Land gehen, ohne eine Verbindung zum vorherigen Leben aufrechtzuerhalten, sonst ist man ein Niemand. 

Die Ausstellung ist das Ergebnis der Auseinandersetzung über die Möglichkeiten der medialen Vermittlung des Themas Flucht und Vertreibung. Ab 2015 begleiten uns Bilder von anlandenden Schlauchbooten, von Menschen, Dingen und Leichen an der Küste, Gruppen von Menschen, die über Feldwege geleitet werden, hinter Zäunen stehen oder vor Reihen von Polizisten.

Doch wie setzen wir uns zu diesen Bildern ins Verhältnis? Wie definiert sich die Rolle des Betrachters? Und wie können Bilder ein Nachdenken befördern?

Ausgehend von diesen Fragen hat Dagmar Gester ein Konzept entwickelt, das den Betrachter in Beziehung zu den Werken setzt. Für die Darstellung fokussiert sie auf das, was bleibt: das Fluchtgepäck. So eröffnen die fotografierten Objekte Denkräume, die auch erlauben an Fluchtgeschichten in der eigenen Familie anzuknüpfen.

Die Besitzer der Dinge selbst sind visuell nicht präsent, werden durch die Beschriftung jedoch wieder in das Bild hineingeholt. Indem die Geflüchteten selbst nicht sichtbar sind, werden sie nicht zur Repräsentanten einer bestimmten Situation, Krise oder Katastrophe. Denn Flucht und Vertreibung sind unabhängig von aktuellen politischen Situationen wiederkehrende menschliche Erfahrungen.

Der allgemeingültig existenzielle Ansatz der Arbeit verschränkt sich auf diese Weise mit dem jeweils Besonderen des individuellen Schicksals, in die allgemein existentielle Aussage der Arbeit ist somit eine Pluralität der Einzelschicksale eingeschrieben.

Die Motive werden mit einem von dem Print abgesetzten Rahmen gehängt, denn das entspricht den dargestellten Objekten, die in der Erinnerung der Geflüchteten von ihren Funktionen losgelöst eine metaphysische Bedeutung erhalten. Das Fluchtgepäck wird gerahmt, nicht die Fotografie, zwischen Kunstwerk und Welt entsteht ein eigener Raum.

Dagmar Gester lebt und arbeitet als Fotografin und Journalistin in Berlin und Sofia. In ihrem fotografischen Werk thematisiert sie die sich ändernden sozioökonomischen Lebenswirklichkeiten und die Strategien der Menschen im Umgang damit. Vor ihrer fotografischen Karriere war sie für internationale Hilfsorganisationen im ehemaligen Jugoslawien tätig. Seitdem gilt ihr besonderes Interesse den Menschen, die einen Heimatverlust erleiden.

www.gester.eu

Ort: Neuer Ravensburger Kunstverein, Möttelinstr. 17, 88212 Ravensburg

* Wir bitten um Ihr Verständnis, dass die Öffnungszeiten für die Ausstellungen während unserer Abendveranstaltungen eingeschränkt sein können.  Wir arbeiten bereits an geeigneten Lösungsideen.

Übersicht NRVK Ausstellungen und Termine.

Die Ausstellung wird gefördert durch den Innovationsfonds Kunst Baden-Würrtemberg

ÜBER/GRENZEN wird gefördert vom Innovationsfond Kunst des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg

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